Murmansk
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Zeit: 13.8.2018
Koordinaten: 68.58 Nord, 33.03 Ost
Ort: Murmansk
Murmansk – das russische Tor zur Arktis
Wie geplant, aber etwas später als vorgesehen sind wir am Morgen in Murmansk eingelaufen. Nach etwas ausufernden Grenz-Formalitäten konnten wir nach einiger Zeit auch an Land.
Murmansk ist eine hochinteressante Stadt. Sie liegt auf der Halbinsel Kola und gibt der dazugehörigen Region in der Größe von ca 2 x Bayern ihren Namen. Die Stadt liegt 25 km landeinwärts in der Bucht von Kola und ist daher sehr geschützt.
Die Stadt wurde erst 1916 noch vom Zar gegründet, weil er einen eisfreien Hafen im 1. Weltkrieg haben wollte. Murmansk, obwohl nördlich des Polarkreises ist wegen des Golfstroms tatsächlich ganzjährig eisfrei. In 1916 freilich war die Gegend noch vollkommen abgelegen und bis auf wenige Samen, waren hier keine Menschen zu finden.
In nur 2 Jahren jedoch wurde von hier eine Eisenbahnstrecke nach St. Petersburg gebaut, sowie ein Hafen und eine komplett neue Stadt, die in einigen Jahrzehnten bis auf 500 000 Einwohner angewachsen ist.
Das Leben hier ist kein wirklicher Spass. Es gibt hier eine Polarnacht von November bis Mitte Januar ohne jede Sonne. Im Sommer gibt es manchmal auch Sommer, manchmal ein paar Tage, dieses Jahr sogar 3 Wochen mit über 30 Grad. Normalerweise muss man im Sommer auch mal mit Schnee rechnen. Dafür gibt es aber auch den Ploartag von Mitte Mai bis Ende Juli, an dem die Sonne nie untergeht.
Die Stadt lebt von Bergbau, Fischerei und der Polarregion. Die Polarflotte ist hier stationiert, zu der auch die russischen Eisbrecher mit oder ohne Atom-Antrieb gehören. Sie ist der Stolz der ganzen Stadt.
Die Stadt ist wirlich in einem bedenklichen Zustand – man denke an die DDR nach der Wende – aber die Leute hier sind alle sehr stolz auf „unsere Stadt“, „unsere Flotte“ und unsere „Halbinsel“.
Das kann man gut verstehen, wenn man weiss, dass Murmansk im 2. Weltkrieg nach Stalingrad die zweitmeisten Bomben aller russischen Städte abbekommen hat und zu 3/4 zerstört wurde.
Die Lenin
Nun reicht es mit Geschichte. Wir haben zuerst den ersten Atom-Eisbrecher der Welt, die Lenin besichtigt. Der Stolz der Polarflotte! Hochkomplexe Technik in echt robuster Umgebung, aber die Ausstattung des Offiziersbereichs in getäfeltem Holz.

Ein mächtiger Koloss mit mit 2 Atomreaktoren und 44000 PS. 1959 gebaut und 30 Jahre im Dienst, ist die Lenin nun ein Museumsschiff. Die Reaktoren sind inzwischen aber ausgebaut.

Technik vom feinsten aber alles analog.

Der Offiziersbereich ist in feinstem Holz getäfelt. Immerhin wurde die Lenin schon von Chruschtschow, Nixon und Juri Gagarin besucht. Da muss man schon räpresentativ auftreten.

Murmansk lebt von Bergbau und Hafen. Im Hafen kann man tagsüber einen faszinierenden Tanz der Kräne bewundern. Allerdings mit einer penibel eingehaltenen Mittagspause und pünktlichem Feierabend. Das wäre im Hamburger Hafen nicht denkbar.
Murmansk wurde im 2. Weltkrieg fast ganz zerstört und musste schnell wieder aufgebaut werden. Ein Eldorado für den Plattenbau. Das Ergebnis:

Monumente gibt es hier zuhauf. Das bekannteste ist der Aljoschin – 36 Meter hoch, das Monument für die Soldaten, die im Norden die Nazis abgewehrt haben. Eine der grausamsten Schlachten des 2. Weltkriegs.

Und zum Abschied noch ein Bild von der Platte. Das kann einen schon echt umhauen.
Eigentlich sollten wir um 17:00 hier auslaufen. Die Behörden meinen aber, dass das jetzt nicht geht. Drum liegen wir immer noch hier.
Grad kommt die Durchsage vom Kapitän: Wir dürfen nicht weg, weil weiter unten in der Bucht von Kola ein größeres „Objekt“ mit Schleppern bewegt wird….. Was auch immer das sein mag – vielleicht ist es ja die Lomonossov – das erst AKW auf einem Schiff.
Wenn wir hier wirlich über Nacht wegkommen sollten, haben wir 2 Tage auf See vor uns. Aber das liegt ganz in der Hand der russischen Behörden…..
Magnus