Am Ende der Welt
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Zeit: 4.9.2018
Koordinaten: 66.19 Nord, 169.34 West
Ort: Uelen und Kap Deschnjow
Kultur in Uelen
Heute ist mal alles in Schwarz-Weiss. Meine Kamera (oder ein boshafter Kobold) hat sich umgestellt und ich habe es erst am Abend gemerkt!!!
Auf dem Weg nach Uelen begleiten uns wieder Möwen. Sie fliegen oft gleichauf nebem dem Schiff und geben perfekte Motive ab, auch in Schwarz-Weiss.
Am Morgen legen wir in Uelen an. Der Ort mit ca. 800 Einwohnern ist berühmt für seine Elfenbein- und Knochenschnitzereien. Wir können sie im Museum bewundern. Da man kein Elfenbein, auch nicht von Walrossen, in die EU einführen darf, blieben die Schmuckstücke auch im Museum. Dort kann man auch zusehen wie Schnitzer arbeiten. Sehr beeindruckend!
Uelen ist eine typische Tschuktschen-Eskimo-Siedlung. Hier nennen sich die Ureinwohner selbst Eskimos, auch wenn manche Leute in Europa den Begriff pauschal nicht für politisch korrekt halten. Insgesamt ist das mit der Bezeichnung der Einwohner in der Arktis viel komplizierter, als man sich das in Europa und USA vorstellt.
Da die Leute ein sehr starkes Bewusstsein für Ihre Herkunft und Kultur haben, wird diese auch entsprechnd gepflegt. Wir werden eingeladen, an einer Tanzaufführung teilzunehmen. Weil es gerade so schön Wetter ist, wird sie ins Freie verlegt.
Die Tänze der Tschuktschen sind sehr interessant. Sie sind engstens mit der Natur und deren Beobachtung verbunden. Bei manchen Tänzen hat man wirklich das Gefühl, dass jetzt ein Walross oder ein Rabe auf der Bühne steht.
Es gibt auch viele Jugendliche und Kinder, die die Kunst der alten Tänze lernen und mit Begeisterung aufführen.
Am Ende jeder Aufführung Tschuktschischer Tänze gibt es immer den Einladungs-Tanz, bei dem das Publikum mit auf die Bühne gebeten wird.
Schnitzkunst aus Uelen
Nach der Aufführung geht es wieder in Gruppen ins Museum. Wie schon auch bei den vorherigen Versuchen, die gut 100 Leute geordnet an eine Sehenswürdigkeit ranzuführen, geht es auch diesmal schief und es wird recht eng, weil sich alle in dem Gebäude drängeln. Aber dennoch können wir die Schnitzer bei der Arbeit beobachen und viele ausserordentlich schöne Exponate bewundern.
Rund ums Ende der Welt
Nach Uelen geht es weiter stramm nach Osten. Wir steuern das Kap Deschnjow an, den östlichsten Punkt des eurasischen Festlandes. Es gibt zwar noch eine russische Insel 40 km weiter östlich, mitten in der ca 80 km breiten Beringstraße, aber dieses Kap ist quasi das symbolische Ende unserer Reise. Hier am Zugang zur Beringstraße endet eigentlich die Nord-Ost-Passage. Wir können hier nicht anlanden, weil wir viel zu starken Wind und Schwell haben und gehen deshalb nur in die Zodiacs, um das Kap und Küstenlinie davor abzufahren. Wir haben das Glück Ha-Jo, unseren Expeditionsleiter, als Zodiac-Fahrer zu bekommen. Er macht das schon 30 Jahre und hat genauso viel Spass an rasanten Zodiac-Fahrten wie Gabriel. Heute ist das Wetter dazu ideal. Wir kommen ziemlich nass aber gut gelaunt zurück an Bord. Immerhin hatten wir Sonnenschein bei unserem Höllenritt über die Wellenkämme. Das käme hier eher nur so alle 10 Jahre mal vor, meint Ha-Jo.
Wieder an Bord, merken wir, dass die See nicht immer so ruhig ist, wie wir sie in den letzten vier Wochen erlebt haben. Die Arktis ist ein vergleichsweise ruhiges Mehr. Viele Inseln und vor allem das Eis verhindern den Aufbau großer Wellenbewegungen. In der Beringstrasse geht es eigentlich nie ohne Stampfen und Rollen. Aber dafür mit einem herrlichen Sonnenuntergang, und zwar in Farbe. Meine Kamera hat sich wieder zurückgestellt!
Magnus